Was man über die Sicherheit beim Reisen wissen muss

Wir haben bereits viele Länder bereist und unter ihnen waren auch einige sehr arme Länder: Indien, Sri Lanka, Mexico oder die Kapverden. Etwas, dass wir sehr oft gefragt werden, ist, ob wir beim Reisen mit dem Backpack und dem öffentlichen Nahverkehr keine Angst haben und ob es denn sicher ist.

Und wir haben diese Frage immer damit beantwortet, dass man sich einfach an einige Grundregeln halten muss und ja auch in Deutschland was passieren kann. Oder?

1. Mexico

Sven hatte bereits vor Jahren Mexico ausgesucht, aber nach den ersten Recherchen habe ich mein Veto eingelegt, da überall geschrieben stand, wie gefährlich eine Reise nach Mexico sei.

Einige Jahre später hat er allerdings auf diese Reise bestanden. Noch nie wurden wir im Vorfeld einer Reise von so vielen Menschen gewarnt, auf diese Reise zu verzichten auf Grund der Sicherheitsprobleme in Mexico. Allerdings ausschließlich von Leuten, die alle noch nie in Mexico waren.

https://www.auswaertiges-amt.de/de/

Auf den Straßen von Merida – Mexico

Natürlich halten wir uns immer an gewisse Grundregeln. Wir besitzen keinen Schmuck, haben keine teure Kamera dabei, gehen nicht in Gebiete vor denen gewarnt wird. Wir haben Mexico City z.B. ausgelassen und wedeln selbstverständlich nicht mit Geld. Da wir Low Budget und mit dem Rucksack reisen, vermitteln wir natürlich nicht den Eindruck von Reichtum.

Allerdings sind wir mittlerweile in einem Alter, bei dem man davon ausgehen kann, dass weiße Mitteleuropäer nicht gerade arm sind. Und nicht zu vergessen, wir konnten einen Flug bezahlen, der für die meisten Menschen in den erwähnten Ländern mehr kostet, als ihr Monatseinkommen.

Außerdem sind Menschenleben in einigen Teilen der Welt nicht ganz so viel wert, wie bei uns und der Umgang mit Waffen oft gebräuchlicher. Nichts desto trotz finde ich, sollte man ein gewisses Maß an Grundvertrauen in Menschen mitbringen und nicht alle pauschal verdächtigen Böses im Sinn zu haben.

In Mexico gab es nicht einen einzigen Moment, in dem wir uns unwohl gefühlt hätten. Alle Menschen waren ausgesprochen nett und hilfsbereit. Niemals hatte ich das Gefühl ich müsste meine Tasche festhalten- wie ich das häufig in Frankfurt oder Berlin empfinde, besonders in der U-Bahn.

Allerdings wohne ich natürlich auf dem Land und fühle mich in der Großstadt sowieso oft überfordert. Nicht so in Mexico. Auch nicht in Indien und Sri Lanka. Länder die wirklich arm sind, aber wo auch aus religiösen und gesellschaftlichen Gründen nicht unbedingt Überfälle auf der Tagesordnung stehen.

Unterwegs in Indien

2. Ungutes Gefühl

Natürlich hatten auch wir bereits Momente auf Reisen, bei denen wir etwas aufmerksamer waren oder uns nicht zu 100 % wohl gefühlt haben. In Neapel zum Beispiel haben wir uns so unwohl gefühlt, dass wir auf die Nachbar Insel Ischia geflüchtet sind. Mafiamachenschaften, die präsent waren und Schüsse waren nicht gerade vertrauenserweckend. Und das mitten in Europa.

Oder mitten im Ghetto in Palma de Mallorca. Sven meint ich hätte ein Talent bei unseren Tagesmärschen durch Städte- er muss ja angeblich immer alles zu Fuß erlaufen- immer irgendwo ein Ghetto zu finden. Also Augen auf beim Stadtplan.

Dann gibt es natürlich noch andere Sicherheitsrisiken. Wir haben Vulkanausbrüche und Erdbeben in Japan zum Beispiel erlebt. Oder die Raketeneinschläge aus dem Gazastreifen 180 m entfernt von uns in Tel Aviv. Oder die Militärübungen bei unserer Wanderung auf den Golanhöhen.

Passieren kann einem auf Reisen natürlich einiges. Oder auch nichts. So wie uns in all den Jahren bei all unseren Reisen.

Bis zu unserer Reise 2022 auf die Kapverden.

Das grüne Kap

3. Der Überfall

Ausgesucht haben wir dieses Land wegen den Stränden. Und im Januar 2022 war die Auswahl der Länder, in die man bereits wieder einreisen konnte, nicht besonders groß. Also warum auch nicht.

Es ist natürlich einfach im Nachgang zu sagen, dass wir uns die gesamte Reise nicht vollständig wohl gefühlt haben. Allerdings konnten wir es nicht richtig benennen. Wir sind abends im Dunkeln nicht wirklich raus gegangen und auch überall, wo wenige Menschen waren oder gar keine Touristen war die Stimmung irgendwie nicht ganz locker. Am letzten Abend in der Hauptstadt Praia sind wir tatsächlich in unserem Viertel nicht mal zum Essen gegangen, weil es sich komisch angefühlt hat.

Und am nächsten Morgen um 9 – mitten am Tag also, als wir zum Corona Test ins Krankenhaus liefen, hielten uns 3 Jungs plötzlich eine selbstgebaute Waffe vors Gesicht. In den umliegenden Hauseingängen waren Frauen bei der Hausarbeit, aber man hält sich lieber raus. Aus Reflex haben wir uns verteidigt, blöd eigentlich.

Aber wir hatten wegen dem Corona Test die Pässe dabei und es war der Abreisetag. Die Pässe konnten wir verteidigen, nicht aber mein Handy mit dem Covid Zertifikat drauf, dass man zum Fliegen brauchte. Und zusätzlich zum Schock war Sven auch körperlich verletzt.

Unser Host verbrachte danach den halben Tag damit, mit uns die Polizei und die Telefongesellschaft zu besuchen und wir durften auch bis zum Abflug in unserem Zimmer bleiben. Natürlich haben wir die Situation mittlerweile verdaut, aber wir haben ziemlich lang gebraucht, um darüber reden zu können. Das ist eine Erfahrung, die ich niemandem wünsche und es ist vermutlich das Schlimmste, was uns je passiert ist.

4. Verständnis?

Aber wir haben auch ein wenig Verständnis. Wir können uns nicht mal ansatzweise vorstellen, was es bedeutet so arm zu sein und Hunger zu haben. Was würden wir in dieser Situation tun? Wozu wären wir bereit? Nach Corona geht es all diesen armen Menschen noch viel schlechter. Kein Tourismus, keine Unterstützung vom Staat und das in Ländern, die sowieso bereits Entwicklungsländer waren.

Und dann kommen weiße Touristen mit einem Flugticket für 3 Monatslöhne. Denen macht es doch nicht viel aus, ihnen das Geld und die Handys weg zu nehmen. Und haben sie damit nicht auch ein wenig recht?

Auch ich muss natürlich für ein Handy sparen und natürlich auch für die Reise, aber eigentlich hab ich mir zu Hause einfach ein neues Telefon gekauft und zu essen hatte ich deshalb trotzdem genug. Kann man es ihnen also verdenken? Ich will das hier nicht verteidigen, aber verstehen können wir es durch aus.

5. Und die Zukunft?

In den Gesprächen mit anderen Vielreisenden haben wir dann erfahren, dass fast alle so eine Situation bereits erlebt haben, manche sogar schon mehrfach. Also hatten wir bisher wirklich Glück. Und hoffen, dass wir das auch weiterhin haben.

Nach dem Überfall waren wir etwas misstrauisch, selbst in Stuttgart. Und wir hatten Sorge, dass wir das nicht mehr ablegen und zukünftig beim Reisen immer angespannt sein werden. Zum Glück haben die Folgereisen allerdings gezeigt, dass alles wieder in Ordnung ist.

Und so reisen wir weiter voller Urvertrauen in die Menschheit und sind dankbar, dass wir ein so privilegiertes Leben haben und keine Ahnung davon, was Hunger bedeutet.

Natürlich wird nicht jeder auf den Kapverden überfallen und wir hören sehr viel Positives über die Inseln. Wenn du Lust hast mehr über die Kapverden zu lesen, geht es Hier zu unseren Kapverden Beiträgen.

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